Cydonia - Hat diese geheimnisvolle Marslandschaft
ihr Gesicht verloren?
Ein Bericht von Andreas v. Rétyi
TEIL I
Mars - der magische Planet
Sicherlich ging es uns in den vergangenen Wochen allen
sehr ähnlich: Seit Jahren schon haben wir darauf gewartet, dass eine neue Raumsonde
wieder zum Mars fliegt und mit der inzwischen ungleich besseren Technologie, die den
Konstrukteuren zur Verfügung steht, neue und hochwertigere Aufnahmen des berühmten
Marsgesichtes macht.
Immerhin ist es schon über zwanzig Jahre her,
dass die
beiden Viking-Raumsonden ihre immer noch sensationellen Bilder zur Erde übermittelten.
Dann folgte erst einmal lange nichts, obwohl alle Resultate darauf hinwiesen,
dass Mars
ein wirklich einmaliger, ungewöhnlicher und daher hochinteressanter Planet in unserem
Sonnensystem ist, ein Planet, dessen Landschaften den Wüsten der Erde ähneln und auf dem
es vor langer Zeit einmal sehr viel Wasser gegeben haben muss. Riesige Grabenbrüche,
Canyons und Flusstäler erscheinen auf den zahllosen Fotografien der Vikings, niemand kann
sich der unvergleichlichen Stimmung dieser Bilder entziehen. auf denen sich ein lachsroter
Himmel über Steinwüsten und Vulkangebirgen ausdehnt.
Der Start des Mars Global
Surveyor (MGS) vom Kennedy Space Center
Irgendwann scheint es auf Mars tatsächlich Leben
gegeben zu haben, das glauben nicht nur »UFO-Fantasten«, sondern genauso auch
Astronomen, die sich auf Planetenforschung und den Mars spezialisiert haben. Bereits seit
Jahrhunderten zieht der rot leuchtende Ball am Himmel seine Betrachter unausweichlich in
den Bann.
Als der Forscher Giovanni Schiaparelli 1877 lange dünne
Linien auf der Marsoberfläche entdeckte und sie »canali« taufte, begannen andere bald
zu vermuten, dass diese fälschlicherweise als »Kanäle« übersetzten Strukturen
wahrhaft riesige, künstlich angelegte Wasserleitsysteme seien, erbaut von einer
intelligenten Marszivilisation, die versucht, ihre Existenz auf dem immer stärker
austrocknenden Planeten technologisch weiter zu behaupten. Einige Beobachter, vor allem
der reiche Amerikaner Percival Lowell, widmeten Jahrzehnte ihres Lebens, einzig um der
brennenden Frage nachzuspüren, ob dort wirklich fremde Wesen leben.
Bereits vor den Vikings flogen unbemannte Raumsonden
durch die kalte Nacht des Alls hin zu unserem äußeren planetaren Nachbarn, um ihm so
manches Geheimnis zu entlocken, und jedes der vielen tausend Bilder enthüllte umso mehr,
was für eine grandiose, wenn auch weithin öde Welt der Mars ist.
Die Suche nach Leben war allerdings ganz und gar nicht
immer ein vordergründiges Ziel der Mission. Bei Viking wurde diese Frage aber zur
entscheidenden Instanz. Angeblich sollte mit Hilfe dieses neuerlichen Raumfahrtprojekts
endgültig geklärt werden, ob es Leben auf dem Mars gibt oder nicht, und selbst, wenn es
nur um primitive Mikroorganismen ging.
Wikinger im All
Viking war anders als die anderen Raumflugkörper. Es
sollte den Planeten nicht einfach nur umkreisen, sondern zusätzlich auch noch je einen
»Lander« abkoppeln, ein eigenständiges kleines Gerät, das weich auf dem steinigen
Marsboden aufsetzen und dort Proben entnehmen sollte.
Gesagt, getan. Die Idee nahm Gestalt an, und mit an Bord
des Landers befand sich ein kleines chemisches Laboratorium, mit dessen Ingredienzien
unzweifelhaft klargestellt werden sollte, ob es Mars-Bewohner gibt, wie sie auch immer
aussehen würden. Dummerweise ergab ein Experiment die Anwesenheit eines Stoffwechsels im
Marsboden, also einer biologischen Aktivität, während das andere Experiment gegen die
Präsenz von Leben sprach. Was sollte man nun machen?
Diese wurmförmigen
Mikrostrukturen wurden im Marsmeteoriten ALH 841 (Fundort: Antarktis) entdeckt. Im Sommer
1996 gingen diese Nachricht über erste außerirdische Bakterien als Sensation durch die
Weltpresse. Heute ist die Diskussion darüber noch nicht abgeschlossen.
Entscheidendes Argument für Viking war die endgültige
Klärung der »Lebensfrage«. Nun waren die Forscher so schlau wie zuvor. Die NASA
entschied sich, einfach zu verlautbaren, es gebe kein Leben auf dem Mars, das sei
erwiesen. Denn das Gegenteil konnte man nicht belegen und eine endgültige Aussage wurde
erwartet. Schließlich wäre die ganze Rechtfertigung und Glaubwürdigkeit der
Raumfahrtbehörde dahin gewesen, hätte sie nun gewissermaßen ein zaudernd-zögerndes
»Wir wissen nicht, vielleicht ...« geäußert. Erst viele Jahre nach Viking begann die
Diskussion erneut.
Rätsel in Stein: Die Archäologie des Roten
Planeten
Und eine andere Diskussion war seit den Tagen der beiden
Zwillingssonden ebenfalls ganz kräftig in Gang gesetzt worden. Denn eine der
verblüffendsten Aufnahmen, die überhaupt je eine Raumsonde machte, stammte von Viking:
Sie zeigte ein ebenmäßiges Gesicht mit Augen, Nase, einem Mund und einer pagenartigen
Frisur.
Ja, unter dem einen Auge schien sogar noch etwas wie
eine Träne zu stehen. War das eine Botschaft fremder Intelligenzen, die auf die grandiose
Idee gekommen waren, uns ihre Anwesenheit erst dann kundzutun, wenn wir zur Raumfahrt
fähig wären? Wollten sie uns einen Willkommensgruß senden? Wann waren sie auf dem Mars
oder: »Gehörte« er ihnen etwa immer noch?
Das allerdings waren Gedanken, die Wissenschaftlern
offiziell nicht über die Lippen kamen, auch wenn wenigstens einige insgeheim ebenfalls
damit spielten. Konnte eine solche Formation künstlich entstanden sein? Noch aufregender
wurde alles, als die Vikingsonden weitere höchst verblüffende Bilder dieser einmaligen
Marsregion namens Cydonia zur Erde sandten. Da gab es jede Menge von Strukturen, die
allesamt wie künstlich geschaffen wirkten, es gab festungsähnliche Komplexe, riesige
fünfeckige Pyramiden, gerade Wälle und auch offenbar geometrische Verbindungen zwischen
den einzelnen Gebilden.
Von dieser Überzahl an ungewöhnlichen Formen zeigten
sich bei weitem nicht nur planetologische Laien beeindruckt. Einige Fachleute begannen,
die Region genau zu analysieren und veröffentlichten verblüffende Ergebnisse über
mathematische Zusammenhänge, die ihrer Ansicht nach kein Zufall mehr sein konnten. Die
offizielle Stellungnahme der NASA zum Marsgesicht lautete, dies sei nichts als ein
zufälliges »Spiel von Licht und Schatten«, während die Langzeituntersucher der
Formation - wie Vincent DiPietro, Greg Molenaar, Mark Carlotto, Stanley McDaniel und
andere immer wieder darauf hinwiesen, dass dieser Fels laut ihren Rechnungen und Analysen
eben nicht nur aus einem einzigen Blickwinkel heraus das Antlitz eines Menschen wiedergab,
sondern aus allen beliebigen Sichtpositionen. Und das könne bestimmt kein Zufall sein.
Nur, wann würde man endlich neues Bildmaterial für
bessere Analysen erhalten? Ende der achtziger Jahre erreichten zwei russische Raumsonden
mit Namen Phobos den Mars - beinahe. Doch beide Späher nahmen ein jähes und ungewisses
Ende. Phobos I verschwand schlichtweg von der Bildfläche, noch in der Phase der
Annäherung an Mars, ohne dass je wirklich genau geklärt wurde, warum die Verbindung
abbrach, und nicht viel anders war es mit Phobos 2. Er gelangte wohl noch in den Orbit um
den roten Planeten, dann aber war urplötzlich und im Wortsinne Funkstille.
Verschwörung um einen Planeten
Bald zirkulierten merkwürdige Gerüchte und sogar
verschwommene Bilder zu einem dunklen Objekt, das offenbar kurz vor dem Verschwinden des
Flugkörpers im Bildfeld aufgekreuzt war. So fragten sich seinerzeit schon viele, ob die
Sonden künstlich abgefangen wurden, um keine allzu genauen Einsichten in die Marswelt zu
ermöglichen.
Computersimulation aus
Viking-Aufnahmen: Flug über Cydonia
Die Cydonia-Region auf einer Aufnahme der
Viking-Raumsonde. Rechts oben ist jeweils das Mars-Gesicht zu sehen. Außerdem
sind zwei
Streifen eingezeichnet, die von Mors Global Surveyor aufgenommen wurden.
Als am 21. August 1993 schließlich auch noch der
Kontakt zum Mars-Observer abbrach, schien sich dieser Verdacht nur noch zu erhärten,
offenbar gab es so etwas wie eine Mars-Verschwörung. Richard Hoagland propagierte die
These, eine geheime Gruppe innerhalb der NASA hätte den Mars-Observer gewissermaßen
entführt und würde ohne Wissen der Öffentlichkeit und weiter Teile der NASA selbst
hochaufgelöste Aufnahmen des Cydonia-Komplexes gewinnen.
Nach dieser Kidnapp-Aktion würde die Weltraumbehörde
erklären, es sei ihr gelungen, das Raumfahrzeug wieder aufzufinden und durch geschickte
Steuermanöver wieder funktionsbereit zu machen. So sagte Hoagland seinerzeit voraus,
dass wohl wenige Monate nach dem Verschwinden des Observers bereits eine solche Meldung über
die glückliche Wiederauffindung des Flugkörpers an die Öffentlichkeit dringen würde.
Allerdings blieb diese Meldung aus und der Mars Observer verschollen.
Erst in jüngerer Zeit gelangen wieder Marsmissionen.
Den Anfang machte der Mars-Pathfinder, der hervorragende Aufnahmen der Oberfläche des
Roten Planeten zur Erde funkte und nicht zuletzt durch sein kleines Raupenfahrzeug
Sojourner weltweit für Aufsehen sorgte. Auch wenn der Pathfinder keine Cydonia-Bilder
lieferte, gab es wieder seltsame Geschichten.
Eine Sojourner-Aufnahme mit einer künstlich anmutenden
Formation sei nur für sehr kurze Zeit auf dem Internet abrufbar gewesen und dann wieder
entfernt worden. Auch Twin Peaks, ein Doppel-Gipfel nahe der Pathfinder-LandestelIe,
verwunderte einige Analytiker der »Mars-Gruppe«. Ein Abhang schien nicht natürlich
geformt zu sein, sondern aus regelmäßigen Stufen zu bestehen. Kontrastverstärkungen
ließen noch mehr Details zum Vorschein kommen, doch schließlich und endlich wäre eine
bessere Auflösung wie so oft wichtig gewesen, um absolute Klarheit darüber zu erhalten,
ob »Twin Peaks« möglicherweise der Rest einer uralten Stufenpyramide war, ähnlich
derjenigen von Sakkara in Ägypten.
Nur, wenn dem so wäre, könnte man statistisch wirklich
mit einer großen Zahl antiker Anlagen und Bauwerke auf dem Mars rechnen. Ausgerechnet in
der Nähe der Pathfinder-LandestelIe eine Pyramide! Das würde in der Tat eine große
Häufigkeit ähnlicher Bauten nahe legen. Aber, können wir das ausschließen? Nein,
sicherlich nicht, doch selbst, wenn sich Außerirdische (oder Irdische?) einst auf dem
Mars aufgehalten haben, wäre die Annahme, beinahe überall antike Ruinen zu finden,
sicherlich etwas überzogen. Doch was nützt es, darüber zu spekulieren?
Das faszinierendste Rätsel jedenfalls lag immer noch
unberührt und abseits im roten Sand der Cydonia-Wüste: das Gesicht. Und nicht anders
verhielt es sich mit den pyramidenartigen Gebilden jener Region und der »Stadt« und
anderen schon wirklich sehr merkwürdigen Strukturen. So viele Jahre waren seit ihrer
Entdeckung vergangen, und dennoch hatte es kein Raumfahrtunternehmen gegeben, das sich
ihrer Erforschung widmen sollte. Fast schien es, als ob besonders die NASA das Thema
Cydonia mied, und auch, als schließlich die Mars Global Observer-Mission immer deutlicher
Gestalt annahm, hatte die interessierte Öffentlichkeit über eine längere Zeit hinweg
nicht unbedingt den Eindruck, als ob man sich in der US-Weltraumbehörde gerade darum
riss, den Rätseln von Cydonia nachzuspüren oder dass man auch nur ins Auge
fasste, dies
eben beiläufig auch wirklich zu tun. Und das alles war doch einigermaßen verwunderlich,
denn unabhängig davon, ob nun die Strukturen von Cydonia wirklich künstlich oder doch
eben »nur« natürlich sind, wäre eine Aufklärung ihrer Geschichte und Entstehung in
jedem Falle ein wissenschaftlich wertvolles und aufschlussreiches Ziel.
Die öde Marswüste auf einer
Aufnahme des Mars-Pathfinder. Im Hintergrund: Der bereits schon wieder sagenumwobene
Doppelgipfel "Twin Peaks" (»Zwillingsspitze«). Richard Hoagland, Leiter der
»Enterprise Mission« und vehementer Verfechter von AOC, glaubt, am Nordgipfel (rechts im
Bild) regelmäßige terrassenförmige Absätze gefunden zu haben. Seine Folgerung:
Möglicherweise handelt es sich um längst stark verwitterte Überreste einer uralten
Stufenpyramide. Ob das nicht etwas zu weit hergeholt ist?
Der Mars-Sojourner
Während der kleine
»Sojourner«, der wendige Marsrover, die Rampe der "Carl-Sagan-Memorial
Station" auf dem Mars herunterfährt, sind im Hintergrund die »Twin Peaks« zu
sehen.
Doch der Druck der Öffentlichkeit wuchs merklich. Die
NASA musste einlenken, was sie auch tat. Mehr und mehr erkannte sie, dass es schlichtweg
nicht geht, auf der einen Seite abgehobene Forschung durchzuführen, die von öffentlichen
Mitteln gespeist wird, und andererseits nicht auch die Interessen der Öffentlichkeit zu
berücksichtigen.
Der Cydonia-Schock
NASA-Verwaltungschef Dan Goldin erkannte die
Notwendigkeit bald, sich mehr zu öffnen, auch was die Fragen um Cydonia anging, und nicht
auf alle Zeit eine vorgefasste Meinung zu präsentieren - jenes Beharren auf einem »Spiel
von Licht und Schatten«. Selbst wenn aus seinen Ankündigungen, jede Möglichkeit zur
Erforschung von Cydonia und dem Gesicht zu nutzen, mehr ein pragmatischer Geist sprach,
dem es schlicht um Sicherung finanzieller Kräfte ging, war dies doch schon immerhin ein
Schritt in die richtige Richtung.
Sicherlich hätte sich Goldin den fiktiven Titel als
»volksnaher« NASA-Präsident verdient. Mit den wiederholten Verlautbarungen einer
Erforschung und fotografischen Abtastung von Cydonia wuchs die Spannung mehr und mehr.
Nun schien eine Art Countdown in Richtung Wahrheit
eingeläutet. Die Zeit war nicht mehr fern, in der wir das Mars-Gesicht wiedersehen
würden - und in einer unvergleichlich viel höheren Qualität als es mit den
Vikingsonden 1976 möglich war. Die MOC (Mars Observer Camera) kann Körper im
Meterbereich »auflösen«, also Details von der Größenordnung einer Motorhaube
erkennen, während Viking gerade einmal noch größere Häuser auf der Mars-Oberfläche
registriert hätte. Sicherlich, auch nicht schlecht, aber eben nicht gut genug, um
»Gesichtszüge« klar zu erkennen!
Die erste Enttäuschung kam bereits, als Probleme mit
dem Timing auftraten. Nunmehr sollte die Sonde ein Jahr später als geplant mit ihren
Aufnahmen beginnen, wegen einer Verzögerung im Aerobraking, dem Bremsprozess, der dazu
dient, die Sondenbahn immer mehr »abzuschleifen«, immer mehr von einer ursprünglich
stark exzentrischen Ellipse in eine enge Kreisbahn überzuführen. Um den ursprünglich
angestrebten Lichtverhältnissen möglichst gerecht zu werden, sollte MGS also nunmehr
erst nach einem halben zusätzlichen Marsjahr seine endgültige Bahn erreicht haben und
dann mit den Aufnahmen beginnen; lediglich die Flugrichtung über die Oberfläche würde
sich umkehren, doch das hätte keinen Einfluss auf die Bilder.
Viel unschöner war der Umstand, ein volles Jahr länger
auf die erhoffte bald bevorstehende Lösung der Mars-Rätsel warten zu müssen. Anfang
April aber überraschte die NASA dann die Öffentlichkeit mit der Meldung gelungener
Fotografien von Cydonia und speziell des Gesichts. Man habe eine Pause im Aerobraking für
die Bilder genutzt, und mit etwas Glück sei gelungen, genau den Streifen mit dem
vermeintlichen Antlitz unter die Kameralinse zu bekommen - Trefferchance laut NASA: rund
dreißig bis fünfzig Prozent.
Dreimal Marsgesicht: In diesem Vergleich wurden eine
Viking-Aufnahme und zwei MGS-Bilder auf das gleiche Format gebracht. Die beiden rechten
Bilder stammen von MGS, ganz rechts ist der Kontrast umgekehrt worden, um die
Beleuchtungsverhältnisse des Viking-Fotos besser nachzuempfinden.
Am Palmsonntag, dem 5. April 1998 um 0 Uhr 39 Minuten
nahm die MGS-Sonde die erste Aufnahme des Marsgesichts seit Viking auf und funkte sie zur
Erde. Die NASA empfing die Aufnahmen und holte sie am Morgen des Montag aus der Datenbank,
wobei die Bildbearbeitung um 9:15 Uhr morgens durch den privaten Kontraktor »Malin Space
Science Systems« (MSSS) erfolgte. Der Chef dieses Unternehmens, Michael Malin, ist
»Herr« über die MGS-Kamera und hatte sich schon von Anbeginn sämtlicher Anfragen stets
dahingehend geäußert, dass die ungewöhnlichen Formationen auf dem Mars allesamt
unfraglich natürlichen Ursprungs seien. Um jedem Vorwurf auf Vertuschung von Fakten aus
dem Weg zu gehen, wurden - so die NASA - die Rohdaten des Bildes sofort an das
Laboratorium für Strahlantriebe (Jet Propulsion Laboratory, JPL) im kalifornischen
Pasadena weitergeleitet, um von dort unmittelbar ins Internet gespeist zu werden.
Was zeigt dieses Bild aber nun? Die Enttäuschung stand
vielen Betrachtern ins Gesicht geschrieben, allerdings nicht in das aus
Vikingbildern
bekannte und von einer Träne benetzte Marsgesicht, sondern ins eigene!
So sah MGS das
Mars-Gesicht
Es ging wohl fast jedem so, der diese Aufnahme das erste
Mal vor sich liegen hatte: Man saß mit aufgerissenen Augen da, starrte auf eine
kontrastlose Landschaft und fragte sich, ob das denn nun wirklich alles sein sollte, was
Mars oder der Surveyor oder die NASA oder Malin oder wer oder was auch immer hergaben!
Erst mit Mühe und viel gutem Willen konnte der neutrale Beobachter einige Anhaltspunkte
ausmachen, die verrieten, dass hier wohl offenbar wirklich das Marsgesicht fotografiert
worden war, das aussah, als sei zwischenzeitlich ein marsianischer Ur-Elefant darüber
hinweggetrampelt.
Da war es wieder, das »Spiel von Licht und Schatten«,
und nun hatten offenbar die Vertreter der AOC-Theorie (»Artificial Origin of Cydonia« -
»künstlicher Ursprung von Cydonia«) ausgespielt. Hatten es die NASA-Leute nicht schon
immer prophezeit?! Hier lag nun eine Art verblasste Kopie, gerade einmal ein Zerrbild des
auf Viking-Bilder ebenmäßig dreinblickenden Antlitzes.
MGS hatte den schockierenden »Schnappschuss« genau
dreihundertfünfundsiebzig Sekunden nach dem Punkt seiner engsten Bahnannäherung an Mars
aufgenommen, nach seitdem zweihundertzwanzig erfolgten Umläufen um die rote Kugel. Die
Entfernung zum Aufnahmeobjekt betrug vierhundertvierundvierzig Kilometer, und das
Sonnenlicht fiel an jenem Marsmorgen aus einem Winkel von fünfundzwanzig Grad über die
Landschaft von Cydonia.
Dieses Bild kam wie ein gewaltiger Schlag für alle, die
bisher an den außerirdischen Ursprung geglaubt hatten.
Ein Triumph für die NASA und alle Debunker? Nun,
vielleicht sollte man nicht zu voreilig sein. Natürlich, dass Richard Hoagland nach wie
vor auf seiner alten These beharrt und der NASA eine Vernebelungstaktik bzw. eine
Verfälschung der Bilddaten vorwirft, war abzusehen. Doch scheint mir auch diese Reaktion
»etwas« überzogen.
Die "Große Pyramide"
auf dem Mars: eine einmalige und verblüffend regelmäßige »Cydonia«-Struktur, die
allerdings durchaus auch natürlichen Ursprungs sein kann.
Wir sollten doch neutral sein und unserer eigenen Maxime
der Offenheit gerecht werden, wenn wir uns dem Ungewöhnlichen und den anomalen
Erscheinungen sinnvoll nähern wollen. Ohnehin werden viel zu schnell Bewertungen
abgegeben, selbst wenn die Zeit dafür noch längst nicht reif ist.
Auch im Fall des Marsgesichtes wogen die Wellen schon
wieder viel zu hoch, wird bereits wieder viel zu früh eine endgültige Stellungnahme
erwartet. Schon jetzt ist klar, dass wir einfach weitere Daten brauchen, mehr Material.
Wir können doch nicht schlichtweg von einer neuen
Aufnahme auf einen definitiven AOC oder eben einen NOC (»naturul origin« -
»natürlichen Ursprung«) schließen.
Wahrscheinlich ließe sich diese Frage ohnehin -
vielleicht - erst dann klären, wenn archäologisch ausgebildete Astronauten dereinst
selbst an jenem Hunderte von Metern langen Saum des Mars-Gesichtes entlangwandern.
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